Die Knottertante von Etage zwei !
Seit rund 3 Jahren lebe ich im Betreuten Wohnen eines ostbelgischen Wohn- und Pflegezentrums. In 1999 hatte ich eine Meningitis , was dazu führte, dass ich auf beiden Ohren starke Hörverluste erlitt. Drei Jahre später wurde ich in Aachen auf meinem rechten Ohr implantiert. Das linke Ohr wurde mit einem Hörgerät versorgt. Das klappte anfangs recht gut , aber im Laufe der Zeit hatte ich den Eindruck, dass mein Implantat nicht mehr richtig eingestellt war. Bei HOB riet man mir zur Kontrolle und zu einer eventuellen Anpassung des Geräts. Das war aber inzwischen dadurch erschwert, weil das IZOM-System weggefallen war und ich eine Klinik in Lüttich aufsuchen musste. Problem: ich spreche kein Wort französisch ! Wie sollte ich mich verständigen ? Und wie sollte eine Neuanpassung stattfinden, ohne Sprachverständnis? Der Gang nach Deutschland hingegen war bürokratisch, beschwerlich und es war unsicher , ob ich überhaupt eine Erlaubnis für den grenzüberschreitenden Vorgang bekommen konnte.
Seitdem lasse ich mein C.I. beiseite und behelfe ich mich mit meinem alten Hörgerät. Das rechte Ohr fällt somit „aus“! Es bleibt das linke, das mit Hörgerät . Zwar könnte ich ein neues mit Bezuschussung der Krankenkasse bekommen, denn mein altes ist schon über 10 Jahre alt, aber das alles ist mir zu beschwerlich. Der Weg zum HNO, die Wartezeiten, die Neueinstellung beim Akustiker , dann zurück zum HNO. Die Eigenbeteiligung für ein neues Gerät ist mir auch zu hoch. Pflegegeld durch die DSL bekomme ich keins, denn ich bin ja eigentlich kein Pflegefall.
Da ich seit dem Tod meines Mannes auch noch „kaum unter Leuten“ bin , gebe ich mich mit der jetzigen Situation zufrieden.
Ich habe aber immer wieder Probleme mit dem Personal des Pflegeheims, das für gewisse Dinge in meine Wohnung kommt. Sie verstehen einfach nicht , wie es ist , mit einem Hörgerät , noch dazu mit nur einem versorgten Ohr , zu leben. Mein Hörgerät lege ich Nachts natürlich ab. Manchmal funktioniert es auch nicht, weil die Batterie leer ist .Ich selbst kann sie nicht mehr einsetzen : so klein ist sie, dass die Gefahr besteht , sie fallen zu lassen. Ich kann ja nicht mehr auf dem Boden herumkriechen und sie suchen ! Und offensichtlich wissen etliche nicht einmal, dass Hörgeräte mit Batterien betrieben werden.
Am schlimmsten finde ich aber , wenn sie mich anschreien: Ich sollte die Dose weglegen , hatte ich verstanden ! Während ich noch überlegte welche Dose wohl gemeint war , sprach der Pfleger etwas lauter. Und dann, – weil ich immer noch überlegte ohne zu reagieren , schrie er fast : welche Hose wollen sie ?
Dieses Schreien schmerzt im Ohr. Ich kann nämlich nur gewisse Laute nicht verstehen. Dafür habe ich ja ein Hörgerät. Es gleicht diesen Hörverlust aus, ohne die noch verständlichen Laute zu verändern. Beim anschreien wird aber alles in meinem Ohr verstärkt. Ich höre dann nur Krach. Der manchmal sogar schmerzt. So kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Ich möchte mich aber nicht beschweren. Das Personal gibt sein Bestes. Und ich will nicht immer die „Knottertante von Etage 2“ sein.